Erzählt von Christina Plettner, Vorsitzende des Berliner Fördervereins „Bildung schafft Gerechtigkeit“
Wir fuhren etwa 45 Minuten über unbefestigte Straßen und auf engen Pfaden durch den Wald, durchquerten einen Fluss und holperten über viele Steine. Irgendwann verließen wir den dschungelähnlichen Wald, und es tat sich eine wunderbare Landschaft mit einem herrlichen Fernblick auf.
Inmitten dieser grünen Landschaft erreichten wir das Haus der Familie: einsam gelegen, von Wald und Farmland umgeben, gebaut aus Lehm und mit Palmenblättern eingedeckt.
Der Vater war zu Hause, weil Freitag der einzige Tag ist, an dem die Familie nicht auf der Farm arbeitet, um Yam und Mais anzubauen. Er begrüßte uns freundlich. Seine Frau kam kurz darauf mit dem 10-jährigen Gideon und der 6-jährigen Cecilia zurück – sie hatten Feuerholz gesammelt.
Die Mutter trug das Baby auf dem Rücken und balancierte das Holz auf dem Kopf. Die Kinder kamen nicht, wie ich das sonst gewohnt war, auf mich zu oder riefen mir etwas zu. Sie blieben in der Nähe ihrer Mutter und hielten einen gewissen Abstand zu uns. Mich nahmen sie interessiert, aber verhalten und distanziert zur Kenntnis.
Der Projektleiter Mr. Boadi und ich fuhren an einem Freitag nach der Schule mit dem Motorrad los. Ich freute mich auf diese Unternehmung: Wieder einen anderen Ort und neue Menschen kennenlernen! Zu gern! Wie weit es allerdings bis zum Wohnort der Familie war, hatte ich völlig unterschätzt.
Ich wusste zwar, dass die Hütte ziemlich abseits gelegen ist und dass wir einige Zeit für die Fahrt einplanen mussten, um vor der Dunkelheit wieder zurück zu sein. Aber dass diese Fahrt während der noch andauernden Regenzeit die reinste Mutprobe werden sollte, war mir nicht klar.
Ich fragte mich: Wie oft kommt dort schon ein Besucher vorbei? Und noch dazu ein so komplett anders aussehender Mensch?
Wir hatten Getränke, Kekse, ein Malbuch und Stifte dabei, die Mr. Boadi der kleinen Cecilia überreichte. Hatte sie überhaupt schon einmal einen Stift in ihrer Hand? Gern hätte ich mit ihr zusammen gemalt, aber es war leider nicht genug Zeit, um sich etwas annähern zu können.
Ich hatte 1000 Fragen und versuchte mir vorzustellen, wie die Kinder an diesem Fleck der Erde aufwachsen. Sie kommen nirgendwoanders hin, denn die Familie besitzt weder ein Lastentier, geschweige denn etwas Motorisiertes. Cecilia und Gideon helfen auf der Farm mit, sie sammeln Feuerholz und schleppen Wasser. Das ist ihr Alltag.
Cecilia 6 Jahre alt
Mr. Boadi hatte die Familie bei einem vorherigen Besuch zufällig kennengelernt und sprach jetzt mit dem Vater darüber, ob seine Kinder zur Grundschule in die nächstgelegene Gemeinde gehen. Nein, dorthin könne er sie nicht bringen, sie sei zu weit weg. Cecilia und Gideon würden demnach nie eine Schule besuchen!
In Ghana gibt es zwar eine Schulpflicht und ein Social Welfare Department, aber niemanden kümmert es, wenn ein Kind nicht zur Schule geht. In Ghana wird es leider noch mehr von solchen vergessenen Kinder geben!
Mit einer Patenschaft ermöglichen Sie den Schulbesuch für "vergessene" Kinder wie Gideon und Cecilia
Gideon 10 Jahre alt
Als Mr. Boadi das letzte Mal bei der Familie zu Besuch war, traf er Cecilia und ihren Bruder allein an. An manchen Tagen arbeiten die Eltern den ganzen Tag auf der Farm, die Kinder bereiten sich dann sogar ihren Reis selbst zu. Und das im Alter von 6 und 10 Jahren!
Mr. Boadi bemerkte, dass die Kinder bei jedem Besuch dieselbe Kleidung tragen. Haben sie nur eine Hose und ein T-Shirt?
Dem Vater berichtete Mr. Boadi von unserem Schulprojekt in Boabeng, bei dem Eltern den Schulbesuch ihrer Kinder durch Arbeit erwirtschaften. Der Vater zeigte sich sehr offen und stimmte zu, zusammen mit seiner Frau und uns eine Lösung für seine Kinder zu finden. Denn das geht nur gemeinsam.
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